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Baumwipfelpfad Saarland

Immer auf Schleife – Begegnungen im Saarland

von Udo Haafke. "Die spinnen, die Saarländer" hätten der kleine Gallier und sein großer Freund wohl unisono und bass erstaunt ausgerufen, wenn sie des hölzernen Turms oberhalb der Saarschleife ansichtig geworden wären. Das sich wie eine Spirale in die Höhe windende Bauwerk steht erst seit 2015 an diesem markanten Punkt im Westen des kleinsten deutschen Flächenlandes und überblickt die waghalsige Wendung des Flusses inmitten malerischer Mittelgebirgslandschaft. In der Ferne erkennt man am Ende einer langen Biegung das wegen seiner Porzellanherstellung weltbekannte Klosterdorf Mettlach, zwischen den Bäumen ragen die Mauerreste der Burgruine Montclair heraus und ganz unten wartet am Ufer vor dem Fährhaus die kleine Personen– und Fahrradfähre auf–Wanderer und Ausflügler.

Baumwipfelpfad Orscholz
Weitere Bilder Kurzentrum Orscholz
Kurzentrum Orscholz Bildrechte: in Reisefotografie
Turm des Baumwipfelpfad Orscholz
Turm des Baumwipfelpfad Orscholz Bildrechte: in Reisefotografie

Der neue Turm bildet den Endpunkt eines der mittlerweile an mehreren Orten in Europa angelegten Baumwipfelpfades. Dieser nimmt seinen Anfang am architektonisch ebenfalls recht beeindruckenden, dem hufeisenförmig angelegten Tagungs– und Besucherzentrum Cloef–Atrium und zieht sich dann beinahe unmerklich über gut 1,8 Kilometer bis hinauf in die Baumwipfel, bevor zum krönenden Abschluss der gewundene Aufstieg wartet. Auf dem Weg dorthin finden sich einige bemerkenswerte Kunstobjekte, natürlich ebenfalls aus Holz gefertigt, sowie lehrreiche Informationstafeln, die sich teilweise interaktiv mit dem Leben der Bäume in unterschiedlicher Höhe auseinandersetzen. Selbstverständlich wurden auch einige charmante Spielbereiche angelegt, um den lieben Kleinen den langen Weg etwas kurzweiliger zu gestalten, sofern sich diese nicht von den ungewöhnlichen Baumperspektiven faszinieren lassen.

So sind sie äußerst beeindruckt, wenn sie feststellen, wie sich ein Baum nach oben hin verjüngt, wie das Blattwerk seine Farbe und Dichte verändert, der Durchblick lichter wird. Die Tannenzapfen finden sie nun nicht mehr auf dem Waldboden wieder, sondern können sogar sehen, wie sie am stacheligen Geäst der Nadelbäume hängen und sich auf den freien Fall vorbereiten. Schließlich mag es sogar gelingen ein quirliges Eichhörnchen und einen hämmernden Specht aus nächster Nähe zu beobachten. Vor dem Aufstieg, der im Übrigen wegen seiner mäßigen Steigung auch absolut behindertengerecht angelegt wurde, bietet eine weitläufige Terrasse reichlich Gelegenheit zum Verschnaufen, bevor es den Turm zu erklimmen gilt.

Mit dem Baumwipfelpfad hat das vermeintliche Herz Europas ein attraktives Wahrzeichen bekommen, das in den Zeiten weit verbreiteter EU–Skepsis auch als standhaftes Symbol gewertet werden kann. Dabei liegt das luxemburgische Dorf Schengen, gleichsam Sinnbild für Reisen ohne Schranken und Kontrollen, nur wenige Kilometer entfernt in westlicher Richtung am jenseitigen Moselufer, das am Dreiländereck die natürliche Grenze zu Frankreich und Luxemburg bildet. Just hier, im saarländischen Grenzort Perl, spielten vor gut 2000 Jahren die bei den gallischen Recken höchst beliebten Römer eine gewichtige Rolle. Das römische Reich nahm seinerzeit Dimensionen an, die Ähnlichkeit mit einem vereinten Europa aufwiesen.

Zufällig stieß ein Landwirt Mitte des 19. Jahrhunderts bei der Arbeit auf seinem Feld auf winzige Mosaiksteine, die sich bei eingehender Untersuchung als Relikte einer römischen Villa herausstellten. Weitere Ausgrabungen folgten und verschafften den Forschern einen ungefähren Überblick über die tatsächlichen Ausmaße des Gebäudekomplexes aus der Zeit um 300 n.Chr. Diese sind an Hand eines beeindruckenden Modells im Ausstellungsbereich der Villa Nennig nachvollziehbar. Das Prunkstück jedoch ist der faszinierende, so gut wie vollständige Mosaikteppich von über 150m ² Größe, der wohl einmal als repräsentativer Empfangsbereich des Hauses diente. Die Bilddarstellungen zeigen Szenen, die das damalige Geschehen in den Amphitheatern illustrieren: die Jagd auf exotische Tiere aber auch einen intensiven Kampf der Gladiatoren.

Letztlich schlummert aber der größte Teil des antiken Herrenhauses weiterhin unter der Erde. Lediglich einige Grundmauern und Säulenreste bezeugen ihre Existenz inmitten der umgebenden Gärten und Streuobstwiesen. Über den genauen Zweck der Gebäude besteht noch wissenschaftliche Uneinigkeit. Auf eine Rekonstruktion des 250 Meter entfernten Badehauses, verbunden durch eine lange Säulenhalle oder des kompletten Haupthauses hat man aus finanziellen Erwägungen verzichtet. Dennoch treibt die Fantasie, angeregt von mancherlei Hollywood–Produktion, hier schnell und opulent ihre Blüten.

Höchst authentisch präsentiert die Villa Borg im gleichnamigen Perler Ortsteil den ländlich ausgerichteten Lebensstil der Römer. Erstaunlicherweise wirkt die Architektur der Gebäude nahezu modern und gleicht eher einem karibischen Ferienresort als einer bäuerlich–römischen Hofanlage. Dem Lehrer Johann Schneider ist die heutige Existenz der römischen Villa maßgeblich zu verdanken. Denn vor 1900 nutzte man die am Standort vorhandenen Relikte als Materialquelle für eigene Bauvorhaben, erst die gezielten Grabungsunternehmungen Schneiders förderten ihren historisch bedeutsamen Ursprung zutage.

1994 fiel die Entscheidung eine Rekonstruktion der Gebäude auf dem bis dato als Bodendenkmal klassifizierten Gelände zu installieren. Schon drei Jahre später waren Taverne und Badehaus fertig. Es folgten im Abstand von jeweils zwei Jahren zunächst das Herrenhaus, in welchem viele Originalfunde ausgestellt sind, dann der Wohnflügel und das Torhaus. Dort befindet sich heute der Eingangsbereich zur Villa. Auch wenn der museale Charakter dominiert ist die Villa Borg als ein lebendiges Zentrum angelegt worden. Alte Handwerkskunst von traditioneller Glasherstellung bis zum Brotbacken nach römischem Vorbild reicht die vielfältige Angebotspalette.

Information:
Tourismus Zentrale Saarland, www.urlaub.saarland

Anreise:
Aus Richtung Köln oder Koblenz auf der A1 bis Trier, weiter über die B51 Richtung Saarbrücken bis Mettlach.
Aus Richtung Karlsruhe über die A5 Richtung Kaiserlautern – Saarbrücken, über die A8 in Richtung Luxemburg bis zur Abfahrt Mettlach.

Der Baumwipfelpfad Saarschleife am Cloef–Atrium in 66693 Mettlach ist bis auf 10 Tage Ende November sowie am Heiligen Abend immer geöffnet. November bis März von 9.30 Uhr – 16 Uhr, April und Oktober von 9.30 Uhr – 18 Uhr, Mai bis September 9.30 Uhr – 19 Uhr. Preis pro Erwachsener EUR 10, Kinder zwischen 6 und 14 Jahren EUR 8, das Familienticket für zwei Erwachsene und die eigenen Kinder ist für EUR 21,50 zu bekommen. www.baumwipfelpfad–saarschleife.de/saarschleife/

Die Villa Borg ist im Februar, März und November Dienstag bis Sonntag von 11 Uhr – 16 Uhr, von April bis Oktober Dienstag bis Sonntag von 10 Uhr – 18 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen EUR 5, Kinder zwischen 6 und 14 Jahren EUR 2, die Familienkarte (2 Erw. sowie Kinder bis 14 Jahren) kostet EUR 10. Im Meeswald 1, 66706 Perl–Borg, www.villa–borg.de

Die Römische Villa Nennig ist von April bis September Dienstag bis Sonntag von 8.30 Uhr – 12 Uhr sowie von 13 Uhr – 18 Uhr geöffnet, im Oktober, November und März an den gleichen Tagen von 9 Uhr – 12 Uhr sowie von 13 Uhr – 16.30 Uhr. Eintrittspreis EUR 1,50, für Schüler 0,75 EUR. Römerstraße, 66706 Perl–Nennig, www.kulturbesitz.de

Ende Reportage.

Weitere Sehenswürdigkeiten und Reisetipps findest du in Hihawai's Online Reiseführer Saarland







Reportage von Udo Haafke, bei Hihawai.com veröffentlicht am 2017-06-06T10:18
Letzte Änderung: 06.06.2017 um 10:59 Uhr

Saarschleife, Baumwipfelpfad, Saarland, Welles, Klosterdorf, Mettlach, Turm, Tagungs– und Besucherzentrum Cloef–Atrium, Baumwipfelpfad, Villa Borg,

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